Grundsteuer 2022: die wichtigsten Infos und Rechenbeispiel

Simone B.
Simone B.

Inhalt

Die Grundsteuer ist ein wichtiges Thema für Immobilieneigentümer in Deutschland – vor allem durch die Umsetzung der Grundsteuerreform 2022. Im Jahr 2022 werden die Grundsteuerwerte Schritt für Schritt neu erhoben. Was Sie über die Grundsteuer wissen sollten, steht hier.

 

Was ist mit Grundsteuer gemeint?

Bei der Grundsteuer handelt es sich um eine sogenannte Substanzsteuer, welche auf Eigentum und auch Erbbaurechte auf Grundstücke anfällt. Sie wird untergliedert in die Grundsteuer A und Grundsteuer B. Grundsteuer A bezieht sich auf landschaftliche Flächen. Grundsteuer B greift für bebaute und bebaubare Flächen.

Die Grundsteuer B als Gemeindesteuer wird jedes Jahr von der jeweiligen Gemeinde fixiert. Sie wird alle drei Monate erhoben und ist an das Finanzamt zu zahlen. Wie viel Steuer Sie zahlen müssen, hängt von der Gemeinde und dem dortigen Hebesatz der Grundsteuer ab.


Von wem wird der Hebesatz der Grundsteuer festgelegt?

Aufgrund der sogenannten Selbstverwaltungsgarantie kann nach Artikel 28 Absatz 2 Satz 3 des Grundgesetzes jede Gemeinde ihren eigenen Hebesatz festlegen und somit aktiv Einfluss auf die Steuerlast ihrer Bürger nehmen. Sie greift stets für ein Haushaltsjahr.

Es ist kein Geheimnis, dass die Gemeindevertreter den Hebesatz der Grundsteuer gern erhöhen, um die Steuereinnahmen zu steigern. Das hat einen guten Grund: Die Grundsteuer ist nach der Gewerbesteuer die wichtigste Einnahmequelle für Steuern in der Bundesrepublik. Eine Zahl verdeutlicht dies: Die circa 35 Millionen Areale spülen den Kommunen pro Jahr 14 Milliarden € Steuereinnahmen in die Kasse. Das Geld wird von ihnen unter anderem zum Ausbau der Infrastruktur genutzt.


Grundsteuer berechnen: Wie geht das?

Sie möchten die Grundsteuer für Ihr Grundstück erfahren? Dann benötigen Sie drei Faktoren:

  • den Einheitswert bzw. Grundbesitzwert
  • die Steuermesszahl
  • den jeweiligen Hebesatz


Mit dem Einheitswert wird der Wert des Areals beschrieben. Die Einheitswerte basieren auf der Datenlage aus dem Jahr 1964 in Westdeutschland. In Ostdeutschland beziehen sie sich auf Werte aus dem Jahr 1935. Da diese Jahreszahlen sehr lange zurückliegen, kam es zur Grundsteuerreform. 36 Millionen wirtschaftliche Einheiten in der kompletten Bundesrepublik müssen neu bewertet werden.

Bei der Steuermesszahl handelt es sich um eine Rechengröße. Ihre Angabe erfolgt in Promille und hängt von der Gebäude- bzw. Grundstücksart ab. Mithilfe des Hebesatzes nehmen die Kommunen Einfluss auf die Grundsteuer. Je nach Kommune kann der Satz zwischen 0 und 1050 % betragen.

Zur Berechnung wird dann folgende einfache Formel genutzt:

Einheitswert x Grundsteuermesszahl x Hebesatz = Grundsteuer B


Grundsteuer: Berechnungsbeispiel

Eine Beispielrechnung verdeutlicht, wie sich die Grundsteuer berechnen lässt: Ein Einfamilienhaus in Berlin weist den Einheitswert von 22.000 € auf. Für Einfamilienhäuser beläuft sich die Grundsteuermesszahl in diesem Fall auf 2,6 ‰, wohingegen der Hebesatz 810 % beträgt. Daraus folgt diese Gleichung:

22.000 Euro x 2,6 Promille x 810 Prozent = 463, 32 €

Die Grundsteuer in diesem fiktiven Beispiel hat eine Höhe von 463, 32 € pro Jahr und damit 115,83 € pro Quartal.


Wie hoch sind die Hebesätze der Grundsteuer in deutschen Landeshauptstädten?

Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Hebesätze für die Grundsteuer je nach Gemeinde. In Berlin liegt er mit beachtlichen 810 % besonders hoch. In keiner der anderen 15 Landeshauptstädte und Stadtsaaten hat er einen größeren Wert. Darauf folgt bereits die Hansestadt Bremen mit 695 % und Dresden mit 635 %.
Ranking der deutschen Landeshauptstädte nach Grundsteuer-Hebesatz:

Stadt

Hebesatz in %

Berlin

810

Bremen

695

Dresden

635

Hannover

600

Schwerin

595

Erfurt

550

Potsdam

545

Hamburg

540

München

535

Stuttgart

520

Kiel

500

Magdeburg

495

Wiesbaden

492

Saarbrücken 

490

Mainz

480

Düsseldorf

440

 

Wie erfolgt die Grundsteuerberechnung mit der neuen Reform?

Weiterhin kommt die Basisformel Wert x Steuermesszahl x Hebesatz zum Einsatz. Wurden jedoch bisher zur Wertbestimmung der Immobilie 20 Faktoren einbezogen, sind es jetzt nur noch diese fünf Einflussgrößen:

  • Größe des Grundstücks
  • Alter der Immobilie
  • Immobilienart
  • Bodenrichtwert
  • Nettokaltmiete


Experten gehen davon aus, dass sich der Einheitswert für etliche Immobilien dadurch erhöht. Dies würde eine erhebliche Grundsteuererhöhung für den Einzelnen bedeuten.


FAQ

Eigentlich ja, aber es gibt Ausnahmen. So haben einige Immobilien- und Grundstückseigentümer die Möglichkeit, sich von der Grundsteuer befreien zu lassen oder diese stark zu reduzieren. Darunter fallen unter anderem Eigentümer von Immobilien unter Denkmalschutz. Liegt ein Schaden an einer vermieteten Immobilie durch beispielsweise Wasser und Feuer vor, ist ebenfalls eine Grundsteuerbefreiung möglich.

Ja, als Vermieter besteht die Option, die Grundsteuer auf die Mieter umzulegen. Sie werden dann als Nebenkosten erhoben und finden Eingang in die Betriebskostenabrechnung bzw. Nebenkostenabrechnung.

Ja, die gibt es in der Tat. In 12 Gemeinden der Bundesrepublik fällt keinerlei Grundsteuer an. Dabei handelt es sich um ausgewählte Gemeinden mit einer sehr geringen Bevölkerungszahl in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg.

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